50 Jahre Step gGmbH Hannover: Ich mach Protest, Herr Oberbürgermeister Belit Onay, wegen Ihres Grußwortes zum Jubiläum


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

„50 Jahre STEP – das heißt 50 Jahre Suchthilfe in Hannover und Niedersachsen, 50 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe. Zu diesem Jubiläum möchte ich ganz herzlich gratulieren! Für Menschen mit Suchtproblemen schafft die STEP vielfältige Möglichkeiten, gesund zu werden und ein suchtmittelfreies, selbstbestimmtes Leben zu führen. Betroffene erfahren Fürsorge, Kompetenz und vor allem eines: einen würdevollen Umgang“, heißt es in Ihrem Grußwort zum 50-jährigen Bestehen der Step gGmbH Hannover, das auf den Step-Internetseiten mit Foto von Ihnen veröffentlicht wird, wobei Sie zu den „Weggefährten“ gezählt werden.

Ich hoffe, dass Sie das nicht sind. Deswegen beschreibe ich Ihnen den Weg, den Sie zumindest in Lüneburg mitgegangen sein müssten. Dort hat es die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg gegeben. Zu den Einrichtungen gehörte die Therapeutische Gemeinschaft (TG) Wilschenbruch, die von Ruthard Stachowske (der zumindest einen falschen Titel führte) geleitet wurde, als man mich als Redakteur auf unglaubliche Missstände in der TG aufmerksam machte. Der Geschäftsführer der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg hieß damals Matthias Lange, der später für kurze Zeit Geschäftsführer der Wilhelmshavener Kinderhilfe (WiKi) war. Ich wohnte damals in Wilhelmshaven und begriff immer weniger, was in der Kinder- und Jugendhilfe so alles möglich.

Bevor ich auch nur eine einzige Zeile über die TG geschrieben hatte, drohte mir Matthias Lange mit Klage, die ich sogleich veröffentlichte. Was mir an Behauptungen bei eventuellen Veröffentlichungen untersagt werden sollte, war durchaus spannend und veranlasste mich zu Recherchen. Außerdem organisierten wir am 5. September 2009 in Lüneburg ein Ehemaligen-Treffen, zu dem ich Stachowske und Lange einlud. Sie kamen nicht, ließen aber von uns Fotos machen, wenn wir auf die Straße gingen.

Ein Mädchen, das kurze Zeit mit seiner Mutter in der TG war, sagte damals, als wir die Fotografin entdeckten, zu mir: „Begreifst du nun, dass die eine Meise haben?“ Eine Richterin, die sich mit diesem Fall beschäftigt hatte, kam im Dezember 2008 zu dem Schluss: „…eine tatsächliche Therapie scheint es nicht zu geben“ und ein Experte, der mit Stachowske gesprochen hatte, teilte dem Gericht mit: „Was der macht, kann er gar nicht erklären.“

Danach machte ich mich richtig an die Arbeit. In einem blog mit der Adresse http://familiensteller.blogspot.com veröffentlichte ich Berichte von Vätern, Müttern und Kindern, die in der TG Entsetzliches erlebt hatten. Für kurze Zeit wechselte die Geschäftsführung bei der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg. Die neue Geschäftsführerin suchte 2011 die Zusammenarbeit mit mir, Stachowske versuchte nach ihren Angaben mit allen Mitteln, die Zusammenarbeit zu vereiteln. In einem öffentlichen Beitrag diffamierte er mich sogar als Verbündeten der Kinderporno-Industrie.

Im Juli 2011 wurde Stachowske als TG-Leiter von dieser Geschäftsführerin entlassen. Anfang 2012 wurde die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg an die Step gGmbH verschenkt. Die Geschäftsführerin verließ die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg noch im gleichen Jahr, neuer Geschäftsführer wurde Serdar Saris von der Step gGmbH Hannover, ehemals Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Regionsversammlung. Er stellte Ruthard Stachowske wieder ein. Leiter der TG wurde Stachowske aber nicht wieder, was zu weiteren juristischen Auseinandersetzungen führte.

Mich mied Serdar Saris. 2014 wurde die TG geschlossen. Die Stadt Lüneburg wollte in dem TG-Gebäude ein Kinderheim, später ein Flüchtlingsheim einrichten. Doch der Oberbürgermeister von Lüneburg fand bei der Step gGmbH Hannover und Serdar Saris kein Gehör. Sie entschieden sich für mehr Geld von einem reicheren Investor.

Zu all dem schweigt Serdar Saris bis heute. Die von seiner Vorgängerin bei der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg versprochene Aufarbeitung des Skandals hat es nie gegeben. Das kann für den Oberbürgermeister von Hannover kein Weg sein, der mit einem Grußwort geschmückt wird.

29. November 2021. Nun gibt es eine Reaktion aus dem Rathaus von Hannover